Walther, Philipp Franz v.: |
Uiber die therapeutische Indication und den Techniscismus der galvanischen Operation. |
Wien, in der Camesinaischen Buchhnadlung, 1803, 8°, VIII, 278, mit drey tabellarischen Uibersichten und zweygefalt. Kupfertafeln mit 22 Fig., feiner Pappband der Zeit mit einem roten und einem blauen Rückenschild; kleiner St.verso Tit. |
Sehr seltene erste Ausgabe. - Naturphilosophisch begründete Medizinalanwendung des Galvanismus. Er beschreibt unter anderem die Anwendung bei "deprimirter Sensibilität; bei der nervösen Apoplexie; bey dem gestörten Gemüth,; bey dem Scheintod; bey der Amaurosis; bey Taubheit und Schwerhörigkeit; bey Incontractibilität des Uterus; bey Atonie der peristaltischen Bewegung; bey Lähmung einzelner Muskelbündel; bey verhärteten Geschwüren; bey der Arthritis; 'und' bey Knochenkrankheiten."- Erstes unter seinem Namen veröffentlichte Werk des großen Mediziners, der in der Folgezeit "einen wahrhaft reformatorischen Einfluß auf die Gestaltung der Chirurgie in Deutschland" ausübte. - Philipp Franz von Walther (1782-1849) war bereits mit 15 Jahren in Heidelberg immatrikuliert. In Wien lernte er bei Peter Frank und dem Ophthalmologen Beer. Noch vor seiner Promotion in Landshut 1803 veröffentlichte er das vorliegende Werk (Vorwort dat. 4. 12. 1802). Seinen Höhepunkt erreichte er als Ordinarius für Chirurgie in Bonn (1818-30). Zu seinen Schülern gehörten J. F. Dieffenbach, L. Stromeyer, E. Zeis und C. von Textor. "Walther gehört sicherlich unter die größten Wissenschaftler unseres Faches" Killian - Aloys Martin skizziert in seinem Bericht von "Phillipp Franz Walther's Leben und Wirken" die Geschichte dieses Werkes wie folgt: "Nach Vollendung dieser von Dr. Gall selbst so günstig kritisirten Arbeit "Kritische Darstellung der Gall'schen anatomisch-physiologischen Untersuchungen des Gehirn und Schädelbaues "(Zürich 1802) und noch vor seinem Erkranken am Typhus begann Walther, den Gang der Naturwissenschaften stets verfolgend und alle ihre Berührungen und Entdeckungen wohl im Auge behaltend, sich mit einem andern, damals gleichfalls neuen und interessanten Gegenstande zu beschäftigen, nämlich mit der Anwendung der Volta'schen Säule in der Heilkunde. Im Wiener Taubstummen-Institute hatte nämlich um jene Zeit ein Herr Dr. Bremser mehrfache galvanische Operationen an den Zöglingen der Anstalt vorgenommen und dabei den Erfolg gehabt, dass drei Taubstumme, welche vorher gar nicht hörten, nun nicht nur sehr laute, sondern auch leisere Töne genau unterscheiden konnten und bei Andern die Empfindlichkeit für Schallschwingungen in Folge der Anwendung des Galvanismus erhöht wurde. Hierdurch aufgefordert, stellte Walther theils im allgemeinen Krankenhause auf der Abtheilung des Primärarztes Dr. Frank, theils in der von Dr. Beer für die Augenkrankheiten errichteten klinischen Heilanstalt, selbst Versuche mit dem Galvanismus als Heilmittel an, wobei er - wie er seinen Aeltern unterm 30. Juni 1802 schreibt: "unter Andern einen anfangenden schwarzen Staar gehoben, eine völlig taube und eine schwerhörige Weibsperson vollkommen hergestellt, mehreren Gelähmten Hilfe verschafft und in manchen andern Fällen auffallende Besserung bewirkt hat." Diese Versuche, "welche er stets öffentlich und jedesmal in Gegenwart sachverständiger Aerzte gemacht hatte, um vor jeder Selbsttäuschung hinreichend gesichert zu sein", die aber leider durch seine erwähnte Erkrankung unterbrochen wurden, führten Walthern zu so glänzenden Resultaten, dass er im September 1802 beschloss dieselben in einer eigenen Abhandlung zusammenzustellen, durch philosophisches Raisonnement zu erörtern und so in einer kritischen Bearbeitung dem Publicum als selbstständige Arbeit vorzulegen. Diese Arbeit erschien denn auch wirklich noch im Herbste desselben Jahres unter dem Titel: "Ueber die therapeutische Indication und den Technicismus der galvanischen Operation. Von Ph. Fr. Walther. Mit drei tabellarischen Uebersichten und zwei Kupfertafeln. Wien in der Camesinaischen Buchhandlung 1803," und erfreute sich des ungetheilten Beifalles der damaligen Recensenten und Fachgelehrten.*) Die Absicht aber, welche ihn bei Veröffentlichung derselben leitete, war nach seiner eigenen in der Vorrede bemerkten Angabe eine doppelte: "erstens belehrende Aufschlüsse über die medicinische Anwendung des Galvanismus zu geben und zweitens ein Beispiel einer naturphilosophischen Bearbeitung eines ärztlichen Gegenstandes zur öffentlichen Beurtheilung aufzustellen" - ein Problem, dessen Lösung der Zweck seiner gesammten nachherigen Thätigkeit war und dem allein alle seine zahlreichen späteren Arbeiten ohne Unterschied gewidmet sind. Von dem Honorar für diese Schrift, das 225 fl. C. M. betrug, schaffte sich Walther sein erstes Instrumentarium an, welches ihm 56 fl. C. M. kostete." Aloys Martin, pp.25-26 *) In der Salzb. med. chirur. Zeitg. Jahrg. 1803. 5 Dec. befindet sich auch ein von von Walther aus Paris geschriebener auf diesen Gegenstand bezüglicher Correspondenzartikel. Kat. der Josephin. Bibl. Wien 694. Wheeler Gift 657. Ronalds 531. - Nicht bei Bakken und Ekelöf. |
EUR 900.00 (Bestell-Nr: 35751) |